Erneute Auswilderung von zwei Bartgeiern im Nationalpark Berchtesgaden

Bereits zum dritten Mal haben am 24. Mai der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Nationalpark Berchtesgaden zwei Bartgeier (Gypaetus barbatus) im Klausbachtal/Berchtesgaden ausgewildert. Diese wurden vor 140 Jahren im gesamten Alpenraum durch den Menschen ausgerottet.

Bei der öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung wurden die beiden diesjährigen Jungvögel, die im Tiergarten Nürnberg und dem Alpenzoo Innsbruck großgezogen wurden, auf die Namen Sisi und Nepomuk getauft und anschließend in ihre Auswilderungsnische getragen. Die Auswilderung ist Teil eines europaweit angelegten Wiederansiedlungsprojekts, das eine genetische Brücke zwischen den Bartgeierpopulationen von Marokko über den Alpenraum bis in den Balkan und die Türkei schlagen möchte.

Seit 1986 wurden im Alpenraum bereits 243 Bartgeier ausgewildert. Die Bartgeier Wally, Bavaria, Dagmar und Recka wurden seit 2021 im Klausbachtal im Nationalpark Berchtesgaden freigelassen. Zunächst noch flugunfähig, werden sie in ihrer Auswilderungsnische ohne menschlichen Kontakt noch mit Nahrung versorgt. Nach einigen Wochen unternahmen sie erste Flugversuche und wurden inzwischen bereits in Spanien und Wien gesichtet. Ein Steinschlag verletzte jedoch im vergangenen Jahr Bartgeier Wally tödlich.

Der bedeutendste Gefährdungsfaktor für Bartgeier ist jedoch ein anderer: Es wird angenommen, dass im Alpenraum 15 Prozent aller Bartgeier an einer Bleivergiftung sterben. Das Blei nehmen sie über Aas auf, das mit bleihaltiger Munition geschossen wurde. Das Projekt wirbt daher aktiv für die Nutzung bleifreier Munition bei der Jagd, wovon auch andere Greifvögel profitieren.

Die große Begeisterung, die das Projekt in der Öffentlichkeit erzielt, überträgt sich auch auf andere Artenschutzthemen, hofft der Vorsitzende des LBV, Norbert Schäffer. Bartgeier sind charismatische Botschafter für ein dringendes Thema, dem weltweiten Verlust der Artenvielfalt. Die Wiederansiedlung der Art im Alpenraum steht daher stellvertretend für viele kleine Artenschutzprojekte, welche den Erhalt der biologischen Vielfalt zum Ziel haben.

Das Sachgebiet 51 Naturschutz der Regierung von Oberbayern hat zusammen mit dem Sachgebiet Rechtsfragen Umwelt (55.1) das Projekt aus Mitteln der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR) mit ca. 600.000 € über vier Jahre genehmigt und gefördert. Gespräche über eine Fortsetzung der Maßnahme laufen.

Die Tiere kann man live über eine Webcam beobachten, die direkt an der Auswilderungsnische angebracht wurde. Etwa ab Anfang Juli werden im Nationalpark Berchtesgaden die ersten Flugversuche erwartet.

Andrea Burmester, SG 51, Naturschutz

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